Gerd Reichenbach berichtet von seinem letzten Besu

15. Juli 2013

Mit zwei Studienfreunden besuche ich heute die Bongaschule. Reiner Andreesen aus Regensburg, Professor für Onkologie und Rocky Anderson aus den USA, ehemaliger Bürgermeister von Salt Lake City und amerikanischer Präsidentschafts-kandidat 2012 begleiten mich auf einer zweiwöchigen Reise in Südafrika. Wir haben uns vor 40 Jahren in Freiburg kennengelernt. Reiner Andreesen und ich unterstützen mit der von uns gegründeten „Initiative Lesotho e.V.“ den Aufbau der Bongaschule in einem entlegenen Tal des Zululandes.
1973 hatten wir während einer Famulatur die Missions-schwestern Sr.Dity (+2010) und Sr.Marlene kennengelernt, die seit 1966 im Zululand arbeiten und dort ein“primary health care“-System aufbauten. Auf Anregung von Sr.Dity und Sr.Marlene begannen wir 1999 mit dem Bongaschulprojekt, das seither eng von den Schwestern begleitet wird.

Tagebucheintrag

In Hlabisa holen wir Sr. Marlene ab und fahren durch den Hluhluwepark zur Bongaschule. Die erste Überraschung: eine Teerstrasse wird in das entlegene Ngodinital gebaut. Wenn sie einmal bis zur Schule führt, gibt es ein Problem weniger: die häufig verschlammten und unpassierbaren Straßen in der Regenzeit. Gegenüber der Schule treffen wir auf eine mobile clinic des Hospitals von Hlabisa. Marlene kennt die Schwestern und die Patienten, die sich zahlreich am Straßenrand versammelt haben. Dity und Marlene haben vor Jahrzehnten diese mobile clinics für die Landbevölkerung aufgebaut, sie sind ein Segen für die Menschen, denen der Weg zum Hospital zu weit ist. Mütter und Großmütter mit ihren Kindern und Enkeln warten auf ihre Behandlung.
Dity und Marlene hatten uns 1999 gefragt, ob wir in diesem Tal den Aufbau einer Schule unterstützen können. Was aus einer vom Sturm umgewehten Schulbaracke geworden ist, können wir kurze Zeit später sehen.
Auf dem Schulhof der Bongaschule, der von den eingeschossigen Klassenräumen umgeben ist, begrüßt uns Direktor Xaba herzlich. Neben ihm stehen Ntethe und Cynthia, die im Frühjahr auf Einladung von Ruppi Kemper ein Betriebs-praktikum in drei Firmen im Kreis Olpe gemacht haben. Fünf ehemalige Bongaschüler, die wir im Studium unterstützen, sind ebenfalls gekommen. In Mr. Xabas Büro sprechen wir über die aktuelle Situation der Schule und unsere Bongastudenten. Beim Rundgang besuchen wir als erstes die Werkstatt. Sie ist ca. 50 qm groß. Sie wurde durch eine Spende des Rotaryclubs Olpe finanziert. Der Olper Wolfgang Decker und seine Frau haben die Werkstatt im Frühjahr während ihres sechswöchigen Aufenthalts an der Bongaschule sehr gut eingerichtet: zwei Kreissägen wurden angeschafft, ein großer Werkzeugschrank hängt an der Wand, kleinere Kisten mit Werkzeug für die Schüler stehen bereit. Man vbraucht in diesem Teil der Welt viel Geduld und ein großes Organisationstalent, um Maschinen und Werkzeuge zu beschaffen. Zwei von Wolfgang angelernte Arbeiter reparieren fleißig Schulmöbel.

Der Werkunterricht kann beginnen, sobald die Schulbehörde eine entsprechende Lehrerstelle genehmigt hat. Das FET College in Richardsbay wird einen Lehrer zur Verfügung stellen. Für die Schulbücherei, deren Bücher zum großen Teil vom SGO gesponsert wurden, hat Wolfgang ein neues Regal gebaut.
Nebenan in der Grundschule begrüßt uns Schuldirektor Mthetwa herzlich. Seine Schüler fegen gerade die Klassen-räume sauber, gleich ist Schulschluß. In zwei Klassen läuft noch der Unterricht. Wir besuchen die 4. Klasse, ca. 25 Kinder, alle sind in Schuluniform. Zur Begrüßung singen sie die südafrikanische Nationalhymne, viersprachig ( englisch,zulu, afrikaans, xhosa). Mr. Mthetwa ruft die Klassensprecherin auf, etwas zu sagen, sie bedankt sich mit einer kleinen Rede in fließendem Englisch für unseren Besuch. Sie ist sehr intelligent, sagt Mr. Mthetwa augenzwinkernd. Die Kinder sprechen zu Hause nur Zulu und kommen ohne Englischkenntnisse zur Schule.
Draußen singen die Kinder zwei Zululieder für uns und tanzen dazui. Dann schickt Mr. Mtethwa die Kinder nach Hause.
Auch in der primary school war Wolfgang fleißig: in der Bücherei der Grundschule steht ein neues Regal.
Wir haben Kinderbücher angeschafft, mit den Spenden des SGO, die Kinder können hier täglich lesen.
Zum Abschluß treffen wir uns in Mr. Xabas Büro und ziehen ein Fazit: die Bongaschule arbeitet unter den gegebenen Umständen gut. Die sympathischen Stipendiaten ermutigen wir und versichern ihnen unsere weitere Unterstützung. Ohne die großartige Hilfe unserer Sponsoren, vor allem des Städtischen Gymnasiums in Olpe und des Rotaryclubs Olpe, würde diese Schule so nicht existieren.
Rückfahrt nach Hlabisa durch den Hluhluwepark. Nach wenigen Kilometern kommt uns ein Löwenpärchen entgegen. Sie laufen dicht an unserem Wagen vorbei.

Dr. Gerd Reichenbach