Gründung des Bongaclubs
Von Michael Scheppe:
OLPE Gründung des „SGO-Bongaclub“ / Nach 10 Jahren Unterstützung: eine „unglaubliche“ Bilanz
Stolze 20 800 Euro kann das Städische Gymnasium an seine afrikanische Partnerschule überweisen
Ein alter Baum, der Schatten spendet, vielleicht einige alte Plastikstühle. – Das mittlerweile mehr als 10 Jahre alte Foto zeigt, unter welchen Zuständen im afrikanischen Zululand die Schüler unterrichtet wurden. An der Stelle steht heute ein ausschließlich durch Spendengelder errichtetes Schulzentrum, bestehend aus der „Bonga High School“ sowie einer Vor- und Grundschule.
Dass jener Baum mittlerweile verdorrt ist, ist eine schöne Metapher für eine besondere Entwicklung. Eine, die maßgeblich durch das Städtische Gymnasium Olpe (SGO) beeinflusst wurde. Dieses Jahr konnte die Bildungseinrichtung als Erlös des im Oktober stafftindende „Bonga-Tags“ (die SZ berichtete) eine Rekordsumme von 20 800 Euro an die afrikanische Partnerschule spenden. Geld das dringend benötigt wird, um den Schülern der armen Region durch Bildung etwas Hoffnung auf ein besseres Leben zu geben.
Am Donnerstagabend begrüßte Jochen Haardt, stellv. Schulleiter in der Aula Vertreter von Schülern, Eltern und Lehrern, denen neben der Scheckübergabe ein Rückblick auf die knapp 11-Jährige Unterstützungsgeschichte, vorgetragen durch den Olper Arzt Dr. Gerd Reichenbach, der neben Prof. Reinhard Andreesen das Spendenprojekt 1999 mit dem Bau der Schule initiierte, aufgezeigt wurde. „In Afrika ist etwas ganz tolles entstanden“, so Jochen Haardt, der betonte, dass nicht nur die Bonga-Schule von dem Projekt profitiere, sondern auch die Gymnasiasten, die Einblicke in das bescheidene Leben der Afrikaner bekommen und erfahren, dass „sauberes Wasser keine Selbstverständlichkeit ist“.
Um diese Einblicke zu vertiefen, hat Marco Selent, Lehrer und Bonga-Beauftragter der Bildungsanstalt, mit der Gründung des „SGO-Bongaclub“ eine Plattform erschaffen, „mit der die Bongaschule, Land, Leute und die Kultur noch stärker ins Bewusstsein der Schüler gerufen werden sollen“. Dies sei beispielsweise durch Vorträge, Filmabende, Lesungen oder durch einen Besuch des afrikanischen Konsulats zu erreichen. Ferner freuten sich die afrikanischen Schüler, aufgrund schlechter Internetverbindungen, über Brieffreundschaften. Im Internet ist das Projekt zweisprachig unter der Homepage „www.bongaschule.de“ zu finden.
Marco Selent, der 2007 Lehrer am SGO wurde, erklärte, dass er das „große Potenzial“ des Projekts nutzen wolle. Schon damals faszinierten ihn die jährlichen Bonga-Märkte, an denen viele Bastelleien und Leckereien der Schüler zu erwerben sind, und das damit verbundene große Engagement. Das Projekt packte ihn derart, dass er dieses Jahr in zwei prägenden Afrika-Besuchen sich vor Ort informierte und feststellte, dass die Interessen der afrikanischen Schüler mit denen der Deutschen vergleichbar sind.
Schülersprecherin Jana Burghaus übergab an Dr. Gerd Reichenbach „unglaublich tolle“ 18 000 Euro, die sich jeweils aus einem Drittel aus den Erlösen des Bonga-Tages, des Sponsorenlaufes der Jahrgangsstufen 5 und 6 und dem Lohn der Oberstufenschüler, die für die Aktion arbeiteten, zusammensetzt. Jonas Kreis übergab im Namen der letztjährigen Abiturientia 2 000 Euro, die von den Feierlichkeiten übrig blieben. Sportlehrer Andreas Berndt, der am New-York-Marathon teilnahm und durch Sponsoren 800 Euro erlief, stellte das Geld auch der Bonga-Schule zur Verfügung.
Dr. Gerd Reichenbach, zeigt sich über die 20 800 Euro der 1200 SGO-Schüler „emotional gerührt“: „Diese unglaubliche Summe hätte ich mir nie erträumen lassen.“ Das Geld findet unter anderem für den Bau einer Grundschulbibliothek Verwendung. Daneben machten Selent und Reichenbach, letztere sieht jährlich in Afrika nach der Entwicklung, die Erfahrung, dass Bücher, eine willkommende Abwechslung, ein rares Gut sind. Daher bekommt jeder Schüler der Bonga-Schule ein Buch gespendet, um so auch die schlechteren Englisch-Kenntnisse, Voraussetzung für gute Bildung, zu verbessern.
Während seiner Studienzeit lernte Dr. Gerd Reichenbach das Land in afrikanischen Missionskrankenhäusern kennen und dort auch die Schwestern Dity und Marlene. Erstere verstarb dieses Jahr leider an Krebs. Reichenbach und Selent nahmen an der Beerdigung teil. Mit der Hilfe der engagierten Schwestern und vielen Spendengeldern konnte 1999 die Bonga-Schule im afrikanischen Zululand, das beispielsweise durch große AIDS-Probleme betroffen ist, erbaut werden. Der Gebäudekomplex wurde aufgrund steigender Schülerzahlen, die die kostenlose Bildung als einzige Lebenschance nutzen der elterlichen Armut zu entrinnen, ständig erweitert. 2003 machte der erste Jahrgang Abitur. Toilettenanlagen, eine Wasserverbindung und Fachräume kamen im Laufe der Zeit dazu. Heute erhalten die 1155 Schüler täglich eine warme Mahlzeit, nicht selten die einzige am Tag. Die Bonga-Schule zählt jetzt zu den besten Schulen im Land, da mehr als 60% das Zentralabitur bestehen.